VfB Stuttgart: Präsident Vogt unter Beschuss

Eine Anzeige wegen Untreue, ein Verdacht wegen Protokollfälschung, Vorwürfe der Intransparenz und Machtgier: Das passt so gar nicht zu einem, der antrat, um Präsident des VfB Stuttgart zu werden, der den direkten Kontakt zu den Fans pflegt und den Verein zu „einer Familie“ machen wollte. Die Bilanz von Claus Vogt ist bescheiden, Fans sammeln mit einer Onlinepetition Unterschriften zu seiner Abwahl und die Frage ist, wie lange er sich noch halten kann.

Vor wenigen Tagen legten Susanne Schosser und Martin Bizer ihre Ämter als Mitglieder des Vereinsbeirats nieder und erhoben Vorwürfe: „Wesentliche Mitglieder der Gremien“ zeigten ein „unerträgliches, unprofessionelles, allein auf Machtsicherung bedachtes und diffamierendes Vorgehen.“ Auslöser war die Diskussion rund um einen möglichen Satzungsverstoß der beiden Vereinsbeiratsmitglieder André Bühler und Marc Nicolai Schlecht.

Im Dezember 2020 griff der damalige Vorstandsvorsitzende der AG, Thomas Hitzlsperger, Vogt öffentlich an. Dieser „über Dritte Druck auf die Mitglieder des Vereinsbeirats“ aus und habe es bei der damaligen Aufarbeitung der Datenaffäre an „Sorgfalt, Kompetenz und Abstimmung vermissen lassen.“

Hitzlsperger fand klare Worte: „Während Claus Vogt über sich selbst als ‚transparent und glaubwürdig‘ spricht, kommt er intern seinen Informationspflichten nicht nach. Er verliert sich in Details, er führt nicht, er informiert zu wenig, er fällt selten Entscheidungen, er pflegt keinen offenen Austausch und keinerlei Streitkultur“.

Eine deutsche Wochenzeitung berichtete damals über Dokumente, die dahingehend gedeutet werden könnten, dass Vogt versucht habe, Beschlüsse nachträglich in ein Sitzungsprotokoll zu schreiben, die es in der Form nicht gegeben hat.
Im Skandal um die Weitergabe von Mitgliederdaten an Dritte hatte er eigenmächtig ohne Rücksprache mit den Präsidiumsmitgliedern Rainer Mutschler und Bernd Gaiser eine Kanzlei eingeschaltet. Beide monierten danach mangelhafte Beiträge, eine schlechte Vorbereitung, Unstimmigkeiten in der Personalwahl, Projektverzögerung und zu hohe Kosten für Honorare. Beide traten zurück – ebenso wie Hitzlsperger und jüngst Schosser und Bizer.

Er schafft es auch nicht, den VfB attraktiv genug für Sponsoren zu machen. Offenbar will sich auch der Hauptsponsor Mercedes-Benz zurückziehen, was erhebliche finanzielle Einschnitte mit sich bringen dürfte. Ein adäquater Ersatz scheint nicht in Sicht.

Vogt, der einst öffentlich ziemlich präsent war, hat sich in den letzten Monaten sehr zurückhaltend gezeigt. Ob dies zu seinem Vorteil gereicht, wird sich bei der nächsten Mitgliederversammlung zeigen.

(rf)

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